GAAS-Spiele: die Zukunft der Games Branche

Viele begeisterte Gamer spielen heute am liebsten online, in angesagten Titeln wie Fortnite oder Minecraft. Die Software-Entwickler aber auch die großen Konsolen-Hersteller wie Sony wittern gigantische Marktchancen, denn mit diesen Spielen lässt sich über Jahre hinweg mächtig verdienen, über Saison-Pässe, DLC, Skins und andere Mikrotransaktionen. An den Spieler werden dabei nur die Nutzungsrechte verkauft – daher die Bezeichnung GAAS, kurz für „Games as a Service“. Sony glaubt fest daran, dass dieses Marktsegment den Spielen im Abo-Service den Rang abläuft, und investiert dementsprechend großzügig.

Insgesamt zehn neue Live-Online Spiele will Sony gemeinsam mit den Playstation Studios bis 2026 auf den Markt bringen, wie Playstation-CEO Jim Ryan jüngst bekanntgab. Dazu kaufte der Konzern das Entwicklerstudio Bungie für 3,6 Milliarden Dollar auf, dass die Entwicklung dieser Spiele unterstützen und den anderen Playstation Studios so Einiges beibringen soll. Immerhin ist der Entwickler dafür bekannt technisch ausgereifte und überaus erfolgreiche Spiele mit langer Lebensdauer zu schaffen. Einstmals zum Konkurrenten, den Microsoft Game Studios gehörig, entwickelte Bungie die Halo-Spielereihe, und ist auch für die Destiny-Reihe verantwortlich. Welche Spiele genau in den kommenden Jahren entwickelt werden sollen ist derzeit noch ein Geheimnis, bekannt ist jedoch, dass die kommende Bungie IP „Matter“ ein Multiplayer-Action-Spiel werden soll, das sich auf Charakter-basiertes Gameplay konzentriert.

Mit der Ankündigung massiv in den GAAS-Spielebereich vorzudringen, setzt Sony zum Gegenschlag auf Fortnite an, aber auch auf Konkurrenten Microsoft, wo man im Januar den Kauf von Activision Blizzard für über 70 Milliarden US-Dollar bestätigte, wobei der Entwickler bei dem Ausbau von Metaverse-Plattformen helfen soll.

Obwohl Sony mit dem angekündigten Abo-Service Playstation Plus seine bisherigen Dienste Sony PS Now und Sony PS Plus vereinigt und damit dem Microsoft Games Pass Konkurrenz machen will, vermutet man dort die größeren Wachstumschancen im GAAS-Markt, und das zurecht.

Der gigantische Erfolg von Fortnite hat bewiesen, dass die Spieler auf Jahre dabei bleiben, begeistert jeden neuen Season-Pass kaufen und auch innerhalb des Spiels über die Währung V-Bucks eine Menge Geld ausgeben. Die Umsatz- und Userstatistik 2022 von Hersteller Epic Games belegt gigantische Umsatzzuwächse in den vergangenen Jahren, abgesehen von einem krisenbedingten Rückgang 2019, von dem sich Fortnite jedoch inzwischen gut erholt hat. 350 Millionen aktive User pro Monat verzeichnete das Spiel 2021, der Umsatz 2020 belief sich auch 5,1 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 37 Prozent seit dem Vorjahr, jedoch noch unter dem Umsatz von 5,8 Milliarden US-Dollar 2019. Fortnite vergibt den Usern lediglich die Nutzungsrechte am Spiel, wobei der Hersteller bei GAAS-Spielen allein bestimmt, wie lange die Spielinhalte bereitstehen. Umsatz wird beim „Battle Royale“ Spiel nicht nur durch die Saison-Pässe generiert, sondern vor allem durch Mikrotransaktionen wie Skins, Cosmetics und andere In-Game-Käufe. Fortnite ist im Battle-Modus „Free to Play“, kann also gratis gespielt werden, verfügt darüber hinaus jedoch auch über einen kostenpflichtigen „Save The World“ Modus.

Wie beliebt Live-Online-Spiele auch in Deutschland sind, zeigt eine Infografik 2021 von Game, dem Verband der deutschen Game-Branche: „Nur“ 163 Millionen Euro wurden für Abonnement-Dienste ausgegeben, dagegen 692 Millionen Euro in Gebühren für Online-Dienste. Gerade im mobilen Bereich per Smartphone – der Deutschen liebste Gaming-Plattform – wurden knapp 2,3 Milliarden Euro in In-App Käufe investiert, bei Konsolen machten diese immerhin 278 Millionen Euro aus.

Live online spielen macht eben mehr Spaß und unterhält dauerhafter als Single-Player Games oder Spiele im Abonnement oder zum Download. Ob im Live Casino, in Minecraft, Fortnite oder dem bereits Sony-eigenen GAAS-Sportspiel „MLB The Show“ – hier finden sich begeisterte Spieler aus aller Welt zusammen und bestreiten Abenteuer und Battles gemeinsam.

Die Faszination von Live-Online-Spielen liegt auf der Hand und verstärkte sich natürlich vor allem während der vergangenen zwei Jahre sozialer Isolation. Dabei können sich die User nicht nur gegenseitig unterstützen und starke Feinde gemeinsam bezwingen, was wiederum dem Gemeinschaftsgefühl zuträglich ist, sondern dabei auch miteinander chatten, sich in bestimmten Chats und Räumen zusammenfinden, aktuelle Events im Spiel diskutieren und sich natürlich gegenseitig zu In-Game-Käufen animieren.

Was die Spiele im Vergleich zu Downloads besonders beliebt macht sind die ständigen Updates sowie neue Skins- und Cosmetics, sowie anderer DLC, wobei sich das Angebot nahezu täglich erneuert. Legendär bei Fortnite sind auch die Saison Finale, die sich Epic Games eine Menge kosten lässt und sogar angesagte DJs und Popstars wie Marshmallow, Travis Scott und Ariana Grande auftreten. Die User von Fortnite sind jung, 62,7 Prozent sind laut Epic Games Statistik zwischen 18 und 24 Jahren alt, die Kosten für DLC sind jedoch so gering, dass sie zurecht den Namen Mikrotransaktionen verdienen, und eben auch für Jugendlichen und junge Erwachsene erschwinglich sind, und günstiger wirken als beispielsweise der Download eines Spiels.

Immer mehr traditionelle Spiele bieten inzwischen die Möglichkeit auf Live-Online-Modus umzustellen, wie beispielsweise das Fantasy-Game „Elden Ring“, welches man weiterhin solo offline oder online mit Freunden und Bekannten spielen kann. Die Verständigung erfolgt dabei per Textnachrichten, über die man die Mitspieler vor Feinden und Gefahren warnen oder sie auf versteckte Geheimnisse hinweisen kann. Bekommt man es mit einem Gegner zu tun, der schwer zu besiegen ist, kann man per Mouse-Klick andere zu Hilfe holen. Mit einem Krummfinger hinterlässt man auf diese Weise Notrufe, denen die Mitspieler folgen können. Um mit anderen Spielern zu kämpfen, kann man sich in deren Welt beschwören lassen, zudem gibt es auch eine Funktion mittels der das Spiel den User automatisch in eine andere Welt teleportiert, um dort zu kämpfen.

Live-Online-Spiele werden in den kommenden Jahren den Markt dominieren, wie die aktuelle Ankündigung von Sony vermuten lässt. Diese löste natürlich hitzige-Diskussionen in Gamer-Kreisen aus, welche Spiele-Titel als GAAS-Games zu erwarten sind: Das Rennspiel „Gran Tourissmo“ wäre ebenso eine Möglichkeit wie eine Neuauflage der Spiele „Killzone“, „Resistance“ und „Twisted Metal“, die sich für ein Angebot an Skins, Cosmetics und anderen DLC eignen würden. Der kalifornische Entwickler Naughty Dog wurde bereits 2001 von Sony aufgekauft und gehört heute offiziell zu den Sony Studios. Dort entstanden Titel wie „Uncharted“ und „The Last Of Us“, während Präsident Neil Druckman jüngst in einem Tweet andeutete, dass drei neue Titel in Mache seien. Vermutet wird dabei ein „The Last Of Us“ Remake sowie ein „The Last of Us 2“ Multiplayer-Game, während natürlich auch gemunkelt wird, ob der dritte Titel ebenfalls ein Live-Online-Spiel sein könnte.

Woher bei Sony insgesamt zehn GAAS-Spiele kommen könnten? Hier hilft ein Blick auf einige der anderen Entwickler, die nun von Bungie unterstützt werden sollen: Guerilla arbeitet angeblich neben „Horizon Zero Dawn & Co“ an einem Live-Online-Titel. Auch Deviation Games arbeitet derzeit an einer PS5-exklusiven Marke und verspricht dabei großartige Innovationen. Mit den Sony London Studios und den Haven Studios hat Sony zwei weitere starke Entwickler an der Seite, um neue Titel in diesem Marktsegment zu entwickeln. Haven Studios mit Basis in Montreal kam erst im März dieses Jahres zu Sony, wobei man in der Pressemitteilung insbesondere die Entwicklung von Multiplayer-Games betonte: „Seit ihrem ersten Pitch waren wir von Havens Vision inspiriert, ein modernes Multiplayer-Erlebnis zu schaffen, das Spieler auf positive und sinnvolle Weise zusammenbringt. Wir waren überzeugt, dass sie mit ihrer kreativen und technischen Kompetenz in der Lage sind, ein so ehrgeiziges Projekt zu verwirklichen, und freuten uns, in die Entwicklung einer neuen, originellen IP für PlayStation zu investieren.“

Sony prescht also voran, nicht zuletzt gezwungen durch die jüngsten Akquisen und Zukunftsvisionen von Microsoft im Metaverse-Bereich. Playstation-Spieler können sich also schon jetzt darauf gefasst machen in den kommenden vier Jahren diverse Alternativen zu Fortnite und Minecraft geboten zu bekommen – natürlich dann ebenfalls mit ausreichend Gelegenheit kräftig in DLC und andere Mikrotransaktionen zu investieren.

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